Günter_Albrecht

Günter Albrecht

Günter Albrecht plante und realisierte als Leiter des Staatlichen Hochbauamtes Passau den Bau der Universitätsgebäude mit.

Sobald 1973 die Gründung der Universität Passau offiziell beschlossen worden war, begannen auch schon die Planungen für einen neuen Campus. Zunächst im Bauamt des Landes Bayern, und später im Staatlichen Bauamt Passau beschäftigte man sich mit der Frage, wie das völlig neue Universitätsgelände auszusehen hätte. Teils in eigenen Entwürfen, teils mit Gebäuden, die aus Architekturwettbewerben und Ausschreibungen hervorgegangen waren, entstand so Schritt für Schritt und Haus für Haus der heutige Campus.

Der Architekt Günter Albrecht, der von 1987 bis 2005 dem Staatlichen Bauamt vorstand, erzählt uns, wie man eine Universität konzipiert, die sich harmonisch in die bestehende Landschaft einfügt, was man dabei zu beachten hat - und welche Schwierigkeiten dabei auftauchen können.

Standortuntersuchung und Entscheidung

Wir bauen einen Campus! Ok - aber wohin? Nur, weil man sich für eine Stadt entschieden hat, kann man schließlich keinen ganzen Campus mitten in die Stadt quetschen! Aber wohin dann? Welche Kriterien bei der Standortsuche für die Universität Passau eine Rolle gespielt haben, und warum wir jetzt am Inn lernen, und nicht außerhalb der Stadt, dazu Herr Albrecht.

Was macht das Staatliche Bauamt?

Bauen, klar. Sollte man meinen. Dass aber zuerst einiger Aufwand und Bürokratie hinter sich gebracht werden muss, bis man zu Helm und Spitzhacke greifen kann, erklärt uns Herr Albrecht.

Wer entscheidet mit?

Wenig überraschend, hat ein Architekt beim Bau unter anderem die Finanzierung im Blick zu behalten. Bei der neuen Universität war das nicht anders: Da ein Hochschul(neu-)bau Sache von Bund und Ländern ist, hatte sich auch das Team im Staatlichen Bauamt an einige Vorgaben zu halten. Vieles war streng reguliert - wie man sich solche Richtlinien vorstellen kann, erläutert Architekt Günter Albrecht am Beispiel der Parkplatzplanung.

Welcher Baustil passt zu Passau?

Einen Standort hat man gefunden, die Finanzierung ist auch gesichert, jetzt geht es ans Entwerfen! Aber halt - welche Art von Gebäuden möchte man eigentlich designen? Etwas Klassisches? Vielleicht ein Uni-Hochhaus, wie sie in vielen anderen Städten zu der Zeit entstanden sind? Oder doch lieber Etwas, das ein bisschen besser zu Passau passt? Herr Albrecht erklärt uns, warum man sich wofür entschieden hat!

Von Wettbewerbern und Leberkäsen oder: Wie erbaut man eine Uni?

Hat man sich für einen Baustil entschieden, ist es damit natürlich nicht getan - ein Gebäudeentwurf muss her! Am besten durch einen städtebaulichen Wettbewerb mit vielen beteiligten Architekten, damit man auch sicher das gewünschte Gebäude erhält - oder besser, die Gebäude, es sollen ja noch Einige dazu kommen. Und auch die ersten Spötter sind nicht weit: Spitznamen für die neue Architektur sind schnell gefunden.

Ein Entwurf, nicht nur für die Universität!

Sondern auch für die Umgebung - der städtebauliche Wettbewerb sollte sich nämlich, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Passau, auch auf Teile des Innenstadtbereichs erstrecken! Schlussendlich wurde dieser Teil der Planungen nicht realisiert, aber wer schon einmal im Zentrum Passaus unterwegs war, würde die Neue Mitte wohl nur schwer wiedererkennen. Doch was sah dieser Entwurf vor? Passionierte Shopper sollten sich hier warm anziehen!

Naturbelassene Lernlandschaften

Wir wissen es, jeder Besucher sieht es: Unsere Universität ist grün! Und das im ganz wörtlichen Sinne: Die bereits zum schönsten Campus Deutschlands gewählte Unilandschaft hat mehr von einem Park, als von einer betonierten Lernwüste. Das ist nicht zuletzt der Verdienst des Staatlichen Bauamtes Passau: Naturbelassenheit hat bereits in den Entwürfen eine große Rolle gespielt. Dazu Herr Günter Albrecht:

Minimalistisch selbst beim Maximalen - das Passauer Audimax

Es gibt Universitäten, die bereits aus mehreren Kilometern Entfernung auffallen - große, hohe Türme mit raumgreifenden Strukturen. Der Passauer Campus aber steht, besonders beim Blick über den Inn, stets in Sichtbeziehung mit der Altstadt - und sollte sich auch dementsprechend einfügen. Kleine, aber feine Einzelgebäude, die sich in die Landschaft schmiegen, das war das Ziel der Architekten. Wie sich das aber mit einem Audimax, also dem Auditorium Maximum, dem größten Hörsaal der Universität, vereinbaren lassen kann, erklärt Herr Albrecht.

Zweierlei Hochschulwege

Dass die Planung eines vollkommen neuen Campus' darüber hinausgehen muss, einfach nur ein paar neue Häuser quer aufs Gelände zu stellen, leuchtet ein. Aber wie genau setzt man die neuen Gebäude zueinander ins Verhältnis? Und wie sorgt man dafür, dass alle Gebäude nicht nur äußerlich ähnlich sind, sondern auch in den Innenbereichen ein geschlossenes Konzept bilden? In Passau übernehmen diese Funktion der Äußere und der Innere Hochschulweg - Herr Albrecht erklärt, was man sich darunter vorstellen kann.

Universitätserweiterungen - zugleich Fortschritt und Ärgernis

Die Bagger waren vorgefahren, die ersten Gebäude standen schon - und weitere sollten folgen. Aber natürlich wächst eine Universität nicht in den luftleeren Raum hinein, besonders dann nicht, wenn sie sich, wie in Passau, mitten in der Stadt befindet. Auch der neue Passauer Campus hatte "Nachbarn" - man musste aufeinander achtgeben, und hin und wieder Kompromisse eingehen. Wie sich dieser Prozess in Passau äußerte, und was es mit der "Brücke ins Nichts" auf sich hat - und warum diese in den nächsten Jahren wieder im Kommen sein könnte, darüber informiert Architekt Albrecht.

Kann die Universität noch weiter wachsen?

Der Brückenweg wurde erfolgreich vereitelt - aber ein Universitätscampus besteht ja nicht nur aus Wegen. Es sind die Gebäude, in denen sich die Studenten drängen. Aber was, wenn diese nicht mehr ausreichen? Der Passauer Campus liegt ja direkt in der Innenstadt! Anbauen ist nicht - oder doch? Herr Albrecht zu möglichen Erweiterungen des Campus.

Alt, aber liebgewonnen: Das Studentenghetto

Über den schönen neuen Gebäuden neigt man dazu zu vergessen, dass die Studenten während des Campusbaus ja auch irgendwo wohnen und lernen mussten. Eines dieser Übergangsgebäude war das Studentenghetto - Refugium der Studenten und Hassobjekt lärmgeplagter Anwohner. Schließlich musste es dem neuen Sportzentrum weichen. Welche spezielle Rolle dieses Gebäude in der Baugeschichte der Universität spielte, und was das für die Architekten des Campus bedeutete, erzählt Herr Albrecht.

Eine Frage an den Architekten

Herr Günter Albrecht ist einer der Architekten, die den Passauer Campus geschaffen haben. Wie fühlt es sich an, über ein Gelände zu spazieren, das man noch als Sanierungsgebiet und später als Baustelle kannte, und das jetzt über 12000 Studenten und eine lebendige Universitätskultur beherbergt?